Angelina Jolie im Irak „Wir müssen unsere Werte auch in Syrien verteidigen“
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- Veröffentlicht am Mittwoch, 30. November -0001 00:00
- Geschrieben von FAZ
In einem Artikel für die „New York Times“ schildert Angelina Jolie, Schauspielerin und UNHCR-Sondergesandte, ihren Besuch in Flüchtlingslagern im Irak. Es ist ein Weckruf an die Internationale Gemeinschaft. Ich habe den Irak seit 2007 fünf mal besucht, und nichts gesehen, was mit dem Leid vergleichbar wäre, das sich mir jetzt darbietet“ – so beginnt die Hollywood-Schauspielerin Angelina Jolie einen Artikel, der am Mittwoch in der „New York Times“ erschienen ist. Darin schildert Jolie ihre Eindrücke von einer Reise in den Irak, wo sie in Flüchtlingslagern Menschen besuchte, die vor dem Krieg in Syrien und der Terrormiliz „Islamischer Staat“ geflohen sind. Der Text ist ein Weckruf an die Internationale Gemeinschaft, sich ihrer Verantwortung für das Leid in der Region bewusst zu werden.Angelina Jolie, die seit 2001 Sondergesandte des Flüchtlingswerkes der Vereinten Nationen (UNHCR) ist, hat in den vergangenen Jahren immer wieder Flüchtlinge in allen Teilen der Welt besucht. Ihr Engagement führte sie unter anderem nach Bangladesch, Afghanistan, den Kosovo und mehrere afrikanische Länder. Was sie nun im Irak erlebte, hat sie aber offenbar besonders bewegt. Sie schreibt: „Seit vielen Jahren besuche in Lager, und jedes Mal sitze ich in einem Zelt und höre mir Geschichten an. Ich versuche mein Bestes, eine Hilfe zu sein. Etwas zu sagen, das meine Verbundenheit zeigt und eine Art fürsorgliche Unterstützung spendet. Während dieser Reise war ich sprachlos.“ Jolie schildert daraufhin ihre Begegnungen mit verschiedenen Flüchtlingen, etwa mit einem 13 Jahre alten Mädchen, das von IS-Kämpfern vergewaltigt wurde; mit einer Frau, deren gesamte Familie ausgelöscht wurde; oder mit acht Waisenkindern, für die der älteste Bruder nun das Familienoberhaupt ist. „Nichts bereitet einen auf so viel menschliches Elend vor, auf die Geschichten von Leid und Tod und den Anblick von hungrigen, traumatisierten Kindern.“ Der Westen muss für seine Werte eintreten.
„Wer kann es ihnen verübeln, dass sie glauben, wir hätten sie aufgegeben?“, fragt Jolie. Schließlich werde den Flüchtlingen nur ein Bruchteil der Hilfe zuteil, die sie benötigten, und es hätte im Bemühen, dem Krieg in Syrien ein Ende zu setzen, keine Fortschritte gegeben, seit die Friedensverhandlungen in Genf vor einem Jahr scheiterten. Außerdem bliebe ihnen der Zugang in die meisten Länder der Welt verwehrt, weshalb in Jordanien mittlerweile jeder zehnte und im Libanon sogar jeder vierte Einwohner ein syrischer Flüchtling sei. „Weitaus wohlhabendere Nationen würde unter dieser Last zusammenbrechen“, schreibt Jolie.Der Westen darf sich laut Jolie nicht weiter aus der Verantwortung ziehen: „Es stehen nicht nur Millionen von Leben und die Zukunft des Mittleren Ostens auf dem Spiel, sondern auch die Glaubwürdigkeit der Internationale Gemeinschaft. Was sagt das über unser Bekenntnis zu den Menschenrechten aus, dass wir anscheinend die Verbrechen gegen die Menschlichkeit tolerieren, die täglich in Syrien und dem Irak geschehen?“ Abschließend fordert Angelina Jolie die Internationale Gemeinschaft auf, Syriens Nachbarn bei der Bewältigung des Flüchtlingsstroms zu unterstützen, selbst verstärkt Flüchtlinge aus der Region aufzunehmen und vor allem einen Weg zu finden, den Frieden in der Region wiederherzustellen. Sie beendet den Artikel mit den Worten: „Es reicht nicht, unsere Werte bei uns zuhause zu verteidigen, in unseren Zeitungen und unsere Institutionen. Wir müssen sie auch in den Flüchtlingslagern im Mittleren Osten und den zerstörten Geisterstädten Syriens verteidigten.“