Für "By the Sea" schrieb Angelina Jolie das Drehbuch, produzierte, führte Regie und stand mit Brad Pitt vor der Kamera. Diese Omnipräsenz hat dem Film nicht gut getan.Der Film "By the Sea" ist ein sehr persönliches Werk von Angelina Jolie. Obwohl die Schauspielerin immer wieder in Interviews betont, dass sie hofft, dass die Zuschauer das Ehepaar auf der Leinwand nicht mit ihr und Brad Pitt verwechseln werden.Trotzdem überließ Angelina Jolie nichts dem Zufall. Sie schrieb das Drehbuch, produzierte den Film, führte Regie und begab sich nach über zehn jahren wieder zusammen mit Ehemann Brad Pitt vor die Kamera. Die Außenwirkung dieses Films war ihr somit sehr bewusst.Eins vorweg: Die Frau hat ein Auge für Inszenierungen. Das Setting des über zwei Stunden langen Films ist wunderschön. Traumhafte Landschaftsaufnahmen, Kleider, Accessoires und Autos, die mit ihrem Retro-Charme ein cooles Image bilden und eine nahezu perfekte Maskerade ihrer Figur. Natürlich ist das Filmpaar nicht mit den Hollywood-Stars Angelina Jolie und Brad Pitt zu vergleichen. Trotzdem wäre Angelina Jolie besser beraten gewesen, wenn sie die Rolle des Künstlerpaares, das vor den Trümmern einer einst großen Liebe steht, mit anderen Schauspielerin besetzt hätte. So wird der Film von zwei Hollywoodgrößen und ihrem Image überstrahlt oder in diesem Fall leider überschattet.Bei dieser Omnipräsenz fehlt es dem Film dann an Raum für etwas sehr Wichtigem: Leichtigkeit und Herz. "By the Sea" wirkt zu gewollt, zu angestrengt.
Unmodernes Frauenbild.Auch Angelinas Anlehnung an den Film der 70er Jahre scheitert. Die selbstzerstörerische, aber selbstbestimmte Stimmung kommt bei ihrem Film nicht rüber. Das liegt leider auch an dem Frauenbild, das Angelina mit ihrer Figur zeichnet. Es wirkt antiquiert und weltfremd.Und so verkommt der Film zu einer Leinwand. Hübsch anzusehen, aber nach 15 Minuten hat man sich satt gesehen. Einzig und allein das andere Paar dieses Ehespiels sorgt für ein wenig Leichtigkeit. Brilliant spielt die Französin Mélanie Laurent, die man vor allem aus dem Film "Inglorious Basterds" kennt, das weibliche Pendant zu Angelinas Rolle.
Höhepunkt als Message.Der Film nimmt einen dramatischen Höhepunkt ein, als man endlich erfährt, warum diese Ehe kurz vor dem Scheitern steht und da kann man sich dann doch nicht vor der Verschmelzung der realen Person und der fiktiven Figur schützen. Es ist, als hätte Angelina diesen Film als Sprachrohr gewählt, um aller Welt zu zeigen, dass sie, trotz ihrer Krankheitsgeschichte, der operativen Entfernung ihrer Eierstöcke und der doppelten Mastektomie noch immer eine Frau ist, die von ihrem Publikum geliebt werden will.Wer jedoch so überperformt, um Liebe zu bekommen, wird oft genau deshalb mit Ignoranz bestraft.
Der Film "By the Sea" startet am 10.Dezember in den deutschen Kinos.